*' s'-T~~Yj Ž;+* - - 3 X V~ ~ ~ ~ ~ NI~~~. , b Ein Uberblick uber den 1989 Internationale Bank fur Wiederaufbau und Entwicklung/Weltbank Bestellhinweise befinden sich auf S. 11 Vorwort von Barber B. Conable Definitionen und Statistische Anmerkungen Finanzsysteme und Entwicklung: Ein Uberblick 1 Anpassung und Wachstum in den achtziger und neunziger Jahren 2 Warum ist das Finanzwesen von Bedeutung? 3 Die Entwicklung der Finanzsysteme 4 Probleme des Finanzsektors in Entwicklungslandern 5 Finanzsysteme in Bedrangnis 6 Grundlagen von Finanzsystemen 7 Finanzsysteme im Wandel 8 Probleme des informellen Finanzsektors 9 Der Weg zu liberaleren und offeneren Finanzsystemen Anmerkungen zu den verwendeten Quellen Statistischer Anhang Kennzahlen der Weltentwicklung Ein Finanzsystem stellt Dienstleistungen zur Verfiigung, die fur eine moderne Volkswirtschaft lebenswichtig sind. Geld ist ein stabiles, allgemein akzeptiertes Tauschmittel, dessen Verwendung Transaktionskosten spart and den Handel - und damit die Spezialisierung der Produktion - erleichtert. Finanzielle Aktiva, die hinsichtlich Ertrag, Liquiditiit und Risiko attraktiv sind, regen zum Sparen in Geldwerten an. Durch die Beurteilung alternativer Anlagemoglichkeiten and die Uberwachung der geschaftlichen Aktivititen der Kreditnehmer tragen die Kapitalsammelstellen zu einer hoheren Effizienz des Ressourceneinsatzes bei. Die Verfiigbarkeit einer breiten Palette von Finanzinstrumenten gibt den Wirtschlaftseinheiten die Moglichkeit, Risiken zu biindeln, zu bewerten und zu tauschen. Der Handel, der rationelle Einsatz von Ressourcen, das Sparen und die Ubernahme von Risiken sind die Eckpfeiler einer wachsenden Wirtschaft. In vielen Entwicklungsliindern ist heute das Finanzsystem entweder den Anforderungen nicht gewachsen oder funktioniert nicht so effizient, wie dies mbglich waire. Damit sind bedeutsame Konsequenzen fur die gesamte wirtschaftliche Entwicklung verbunden. Es sind insbesondere zwei Tenden- zen, welche die Reform des Finanzsystems in diesen Liandern zu einer vordringlichen Aufgabe machen. Erstens macht das schrumpfende Angebot an Auslandskapital und die wirtschaftliche Stagnation in vielen Liindern eine Politik besonders attraktiv, die Sparen und Investieren im Inland fordert und die Mittel in die rentabelsten Verwendungen lenkt - mit anderen Worten eine Politik, welche die Leistung des heimischen Finanz- systems verbessert. Zweitens haben die Erfahrungen der achtziger Jahre zahlreiche Liinder dazu veranlaJt, ihre Entwicklungsstrategie zu uiberden- ken. Zwar gibt es von Land zu Land Unterschiede in der Intensitiat der staatlichen Markteingriffe und im Ausmafa der bereits erfolgten Stabilisie- rung und Umstruktarierung der Wirtschaft, doch haben die meisten Liander beschlossen, bei der Steuerung der Ressourcenallokation mehr als bisher dem privaten Sektor und den Signalen des Marktes zu vertrauen. Um die Vorteile einer verstarkten Rolle derfreiwilligen, marktorientierten Entschei- dungsfindung voll zu realisieren, brauchen die Liander effiziente Finanz- systeme. Die finanzielle und die gesamtwirtschaftliche Entwicklung stehen in 1la 1.;! einem engen Verbund. Das weltwirtschaftliche Umfeld hat im Jahr 1988 -1 I i41 das Wachstum der Entwicklungslander begunstigt. Die LUnder mit Ih1;i 1J hohem Einkommen erfreuten sich im sechsten Jahr eines stetigen Wirtschaftsaufschwungs bei niedrigen Inflationsraten und erzielten sogar ein starkeres Wachstum als 1987. Zinssatze und Wechselkurse schwank- ten weniger stark als in fruheren Phasen der Erholung von der weltweiten Rezession des Jahres 1982, und die Preise der wichtigsten Rohstoffexporte der Entwicklungslander stiegen im Durchschnitt um 20 Prozent. Manche Entwicklungslander machten sich dieses giinstige Umfeld zunutze. Die meisten asiatischen LUnder machten gute Fortschritte, verschiedentlich wuchs das Bruttosozialprodukt um schatzungsweise 10 Schaubild 1 Wachstum des realen BSP in den Entwicklungslandern nach Regionen, 1965 bis 1988 (durchschnittliche jiahrliche Verainderung in %) Afrika Ostasien Suidasien Europa, Latein- sudlich Naher Osten amerika 10 der Sahara und Nord- und afrika Karibik 3 1965-73 b 1973-82 0 1982-88 Prozent pro Jahr. Andere Lander jedoch litten weiterhin unter den Folgen ihrer eigenen falschen Wirtschaftspolitik, einer uberhohten Verschul- dung und der wirtschaftlichen Schocks der achtziger Jahre. Die Wachs- tumsraten zahlreicher afrikanischer Lander blieben weiterhin nahe bei Null. Die Stagnation der hochverschuldeten Ldnder setzte sich ebenfalls fort (Schaubild 1). Auf dem Weltwirtschafts-Gipfeltreffen in Toronto kamen die Regierungen der Glaubigerlander uberein, den Landern Afrikas siudlich der Sahara Schuldenerleichterungen zu gewahren, und Anfang 1989 unternahmen sie die ersten Schritte zur Sanktionierung von Schuldenerleichterungen fur die Lander mit mittlerem Einkommen. Obwohl die Mittelauszahlungen an die hochverschuldeten Lander im Jahr 1988 zunahmen, flossen von dort per saldo weiterhin Gelder ab. Das kiinftige Wachstum der Entwicklungslander wird zum Teil von der Wirtschaftspolitik der Lander mit hohem Einkommen abhangen. Diese Lander k6nnen ein giinstiges Umfeld fur die Exporte der Entwicklungs- lander schaffen, wenn sie fur einen Erfolg der Handelskonferenzen im Rahmen der Uruguay-Runde sorgen. Eine straffere Finanzpolitik bei gleichzeitiger Lockerung der Geldpolitik in den Landern mit hohem Einkommen wiirde das internationale Zinsniveau sinken lassen - eine MaBnahme, die die Schuldenlast erleichtern wiirde und sowohl den Entwicklungslandern als auch den Landern mit hohem Einkommen zugute kame. Ein weit wichtigerer Faktor wird jedoch die eigene Wirtschaftspolitik der Entwicklungslander sein. Sie konnen ihre eigenen Wachstumschancen verbessern, indem sie sich weiterhin um die Konso- lidierung ihrer Staatshaushalte und die Reform ihres AuBenhandels bemuhen sowie eine Politik betreiben, welche die Leistungsfahigkeit ihrer heimischen Finanzsysteme stirkt. Die heutigen Probleme der Finanzsysteme von Entwicklungslandern resultieren zum Teil aus den wirtschaftlichen Schocks der achtziger Jahre. Sie sind aber auch ein Ergebnis der Entwicklungsstrategie und der Politik im Finanzsektor, wie sie wahrend der letzten Jahrzehnte verfolgt wurden. Als die Entwicklungslander in den funfziger und sechziger Jahren an die Modernisierung ihrer Wirtschaft gingen, bestanden ihre Finanzsysteme in vielen Fallen iuberwiegend aus Geschaftsbanken im Auslandsbesitz. Diese Banken boten kurzfristige Wirtschafts- und Handelskredite an. Die Regierungen beschlossen die Umgestaltung der Finanzsysteme, um sicherzustellen, daB die Ressourcen in Ubereinstimmung mit ihren Entwicklungsstrategien eingesetzt wurden, die sowohl eine rasche Indu- strialisierung mittels einer nach auBen geschiitzten Importsubstitution als auch eine Modernisierung der Landwirtschaft vorsahen. Sie grundeten deshalb neue Finanzinstitute, um jene Sektoren, die Schrittmacher des Entwicklungsprozesses sein sollten, zu Vorzugskonditionen zu finanzie- ren, oder verlangten dies von den bestehenden Instituten. Die Regierun- gen schrieben nicht nur die Zinssatze fur die gelenkten Kredite vor, sondern hielten auch das allgemeine Niveau der Einlagen- und Kredit- zinssatze kiinstlich niedrig. Zur Finanzierung ihrer wachsenden Budget- defizite und der staatseigenen Unternehmen verschuldeten sich die Regierungen ihrerseits in groBem Umfang, und zwar sowohl im heimi- schen Finanzsystem als auch im Ausland. In den sechziger und siebziger Jahren schien der Dirigismus zu funktionieren: In beiden Jahrzehnten erzielten die Entwicklungslander ein rasches Wachstum, auch wenn in den siebziger Jahren die Wachs- tumsdynamik in manchen Landern nachzulassen begann. Die Kosten des Dirigismus traten aber in den achtziger Jahren offen zu Tage, als das reichliche Angebot an Auslandsgeldern und die giinstigen Terms of Trade der Vergangenheit angehorten. Wie immer man den Wachstumseffekt dieser Entwicklungsstrategie auch beurteilen mag, sie ging jedenfalls in vielen Landern zu Lasten des Finanzsektors. Unter staatlichem Druck vergaben die Banken Kredite zu Vorzugskonditionen an staatseigene Unternehmen und fur Projekte in Vorrangsektoren, doch wurden diese Sonderkredite haufig nicht zuruckgezahlt. Die Zinsreglementierung beeintrachtigte die Nachf rage der Sparer nach inlandischen Finanzaktiva und hielt die Finanzinstitute davon ab, Kredite auf langere Frist oder fur riskantere Vorhaben zu gewahren. In manchen Landern verdrangte die Kreditaufnahme des offentlichen Sektors bei den Geschaftsbanken deren Kreditgewahrung an den privaten Sektor; anderswo fuhrte eine von der Zentralbank - also durch Geldschopfung - finanzierte Staatsverschul- dung zum Verfall des Geldwerts (Schaubild 2). Die Konsequenz war, daB zwar viele Lander einen Markt fur kurzfristige Schuldtitel aufbauten, aber nur wenige bei ihren Bemuihungen uber ein rudimentares System der langfristigen Finanzierung hinauskamen und die Finanzsysteme der Entwicklungslander mit wenigen Ausnahmen noch immer in den Kin- derschuhen stecken. Die Unfahigkeit oder Unwilligkeit von Schuldnern zur Ruckzahlung ihrer Verbindlichkeiten hat sich in den letzten Jahren zu einem gravie- renden Problem entwickelt. Viele Lander waren auf Rohstoffexporte und Auslandskredite angewiesen, um die fur ihre Industrialisierungspro- gramme unentbehrlichen Importe zu bezahlen. Insbesondere fur die hochverschuldeten Landern wurde die Auslandsfinanzierung kostspielig, als die Zinssatze gegen Ende der siebziger Jahre stiegen, und sie wurde praktisch unm6glich, nachdem die auslandischen Geschaftsbanken ab 1982 ihre freiwillige Kreditgewahrung eingestellt hatten. Die Verschlech- terung der Terms of Trade und die internationale Rezession der friihen achtziger Jahre schrankten ihre M6glichkeiten zur Importfinanzierung weiter ein. Zahlreiche Lander waren gezwungen, ihre AuB3enhandelsde- fizite zu reduzieren. Um den Export anzuregen, werteten sie ihre Wahrungen ab und senkten die Zolle sowie andere Handelsschranken. Die Unternehmen in diesen Ldndern waren deshalb mit abrupten Veranderungen der relativen Preise konfrontiert, die haufig zeitgleich mit einer Rezession im Inland auftraten. Viele Unternehmen gerieten nach- haltig in die Verlustzone und waren nicht mehr in der Lage, ihre Schulden zu bedienen. Statt die notleidenden Kredite durch Vollstreckungsmaf3nahmen ein- zutreiben, entschieden sich viele Banken fur die Kapitalisierung der Schaubild 2 Kreditaufnahme der Zentralregierung nach Kreditgebern, 1975 bis 1985 Andere Andere Ausland (38,3 %) inlandische Kreditgeber inlandische A (56,0 %) Kreditgeber Ausland (9,7 %) s c h X a t b a n~~~~~~~~~~~~~~ZEtjlak banken\| (6,7 %) Zentralbank (46,7 %) Geschaftsbanken (22,7 %) Entwicklungslander Lander mit hohem Einkommen Anmerkungen: Die Angaben sind mit dem BIP gewichtete Durchschnitte. Die ausgewahlten Entwicklungslander sind: Arabische Republik Agypten, Birma, Bolivien, Burkina Faso, Chile, Dominikanische Republik, Gabun, Indonesien, Arabische Republik Jemen, Republik Korea, Liberia, Marokko, Mexiko, Nepal, Nicaragua, Pakistan, Simbabwe, Thailand, Togo, Tunesien, Uruguay, Venezuela, Zaire und Zypern. Die ausgewahlten Lander mit hohem Einkommen sind: Australien, Bundesrepublik Deutschland, Finnland, Frankreich, Grol3bri- tannien, Italien, Kanada, Niederlande, Osterreich, Schweden und die Vereinigten Staaten. Schaubild 3 Nettokreditgewahrung in Prozent der Investitionen in ausgewahiten Entwicklungslandern, 1973 bis 1979 und 1980 bis 1986 11973-79 Kolumbien . T | Costa Rica Tiirkei Jugoslawien 0 50 100 150 200 250 Prozent Anrnerkung: Die Nettokreditgewahrung ist die Veranderung der ausstehenden Kredite an den nichtfinanziellen Sektor. Die Investitio- nen sind die Bruttoanlageinvestitionen. Quelle: IWF, International Financial Statistics und Daten der Welt- bank. nichtgeleisteten Zinsen und prolongierten uiberfallige Kredite. In man- chen Fallen wurde so verfahren, weil die Schuldner mit den Banken durch gemeinsame Kapitaleigner verbunden waren; in anderen Fallen, weil die Kreditsicherheiten haufig nicht ausreichten, die Vollstreckungsverfahren langwierig waren und die Schuldnerseite begiinstigten und weil bei Anerkennung solcher Kreditausfalle die Banken selbst insolvent gewor- den waren. Die Praxis, uberfallige Kredite zu prolongieren und die Zinsen durch zusatzliche Kredite abzudecken, hat dem AnpassungsprozeB3 geschadet: Statt neue, durch die veranderten Preisrelationen rentabel gewordene, Unternehmen zu finanzieren, wurde ein grof3er Teil der Neukreditgewahrung zur Stiutzung von nicht mehr lebensfahigen Firmen eingesetzt (Schaubild 3). Eine Vielzahl von Finanzinstituten der Entwicklungslander hat groBe Verluste erlitten; viele sind insolvent und manche sind bankrott gegan- gen. Die Insolvenz von Banken ist nicht ungewohnlich, doch die Dimension des Problems - die Anzahl der insolventen Institute, der Umfang ihrer Verluste und die Zahl der betroffenen Lander - ist ohne Beispiel. Zwar haben mehr als fiinfundzwanzig Entwicklungslander im Lauf der achtziger Jahre MaBnahmen zur Umstrukturierung von Finanz- instituten ergriffen, doch haben sie sich in vielen Fallen nur mit den groBten oder den am argsten betroffenen Instituten befaBt; andere Institute dagegen bleiben weiterhin entscheidend geschwacht. Die Umstrukturierung von Banken ist ein politisch schwieriges Unterfangen, insbesondere dann, wenn es sich um staatliche Institute handelt oder die Kreditausfalle hauptsachlich von staatseigenen Unternehmen zu verant- worten sind. Die Erfahrung zeigt jedoch, daB Verzogerungen kostspielig sind und im Laufe der Zeit die Verluste immer gr6Ber werden. Die Umstrukturierung von Finanzinstituten laf3t sich auch als Chance sehen: Sie bietet den Landern eine Gelegenheit, ihre Finanzsysteme zu einem Stimulus der wirtschaftlichen Entwicklung zu machen. Die Reform darf sich aber nicht auf die Wiederherstellung der Kapitalbasis von insolventen Banken beschranken. Sie muf3 auch die tieferliegenden Ursachen der Insolvenz von Banken und der Diurftigkeit und mangeinden Wettbewerbsfahigkeit der Finanzsysteme angehen. Die Regierungen konnen sich um die Stabilitat der Gesamtwirtschaft bemiuhen, was im allgemeinen eine Ausgabenkiirzung notwendig macht. Sie konnen auch die Anpassungen vornehmen, die zu einer wirtschaftlicheren Nutzung der Ressourcen fuhren werden. Die Umstrukturierung oder SchlieBung insolventer Firmen darf dabei nicht versaumt werden; andernfalls wurden die mit neuem Kapital ausgestatteten Finanzinstitute, die weiter- hin Kredite an diese Firmen geben, abermals insolvent werden. Fur Lander, die uber eine stabile Gesamtwirtschaft und ein einigerma- Ben ausgebautes sowie wettbewerbsorientiertes Finanzsystem verfugen, ware es von Vorteil, wenn sie den Marktkraften einen gr6Beren EinflufB auf die Zinssatze einraumen wurden. In anderen Landern, wo diese Voraussetzungen noch nicht gegeben sind, m6gen sich die Regierungen fur eine Reglementierung der Zinssatze entscheiden; wenn diese Kontrol- len die Entwicklung des Finanzsektors nicht behindern sollen, mussen sie flexibel an die Inflation und die Marktbedingungen angepafBt werden. Eine richtige Adjustierung der Zinssatze ist besonders fur Lander mit offenen Kapitalmarkten von Bedeutung; andernfalls kommt es leicht zu einer betrachtlichen Kapitalflucht. Fur die Allokation des Kreditangebots ware es ebenfalls von Vorteil, wenn sie starker von den Marktkraften bestimmten wiurde. In der Vergangenheit haben die Regierungen umfassend interveniert, um die Kreditvergabe zu lenken. In einem Umfeld, das durch rasche Verande- rungen der relativen Preise, komplexe Wirtschaftsstrukturen und eine laufende Hoherentwicklung der Finanzmarkte gekennzeichnet ist, hat das Risiko von Fehlentscheidungen bei solchen Eingriffen zugenommen. In vielen Landern lieBe sich die Ressourcenallokation verbessern, wenn die Zahl der Sonderkreditprogramme, ihr Anteil am gesamten Kreditvo- lumen und der Umfang der Zinssubventionierung reduziert wurden. Regierungen, die von der Kreditlenkung weiterhin Gebrauch machen, sollten eng umgrenzte Prioritaten festlegen. Es ist besser, auf die Kreditverfiugbarkeit abzustellen, als Zinssubventionen zu gewahren, welche die Funktionsfahigkeit der Finanzmarkte untergraben. Die Befreiung des Finanzsystems von Zinsreglementierung oder Kre- ditlenkung kann fur sich genommen die gewanschte Entwicklung des Finanzsektors noch nicht gewahrleisten. Das Rechtssystem und das Rechnungswesen der meisten Entwicklungslander sind eine unzureichen- de Grundlage fur moderne Finanzgeschafte. Die Rechtssysteme sind oft veraltet, und die gesetzlichen Vorschriften fiber Kreditsicherung und Zwangsvollstreckung zu unbestimmt. Da die Eintreibung von Forderun- gen schwierig sein kann und die CUberwachung und Beeinflussung von Schuldnern Probleme bereitet, scheuten die Kreditgeber vor bestimmten Arten von Finanzkontrakten zurack. Die Regierungen konnen das Angebot langfristiger Darlehen und anderer Finanzierungen steigern, indem sie die Risiken der Kreditgeber verringern - beispielsweise durch Vorschriften fiber eine umfassendere Offenlegung der finanziellen Ver- haltnisse seitens der Kreditnehmer und durch Bestimmungen fiber die Glaubigerrechte und deren Durchsetzung. Um die Stabilitat des Finanz- systems zu gewahrleisten und betragerisches Verhalten von Kreditgebern abzuwehren, ist eine staatliche Uberwachung der Markte und Institutio- nen des Finanzsektors nicht weniger wichtig. Die Aufsichtsbehdrden haben bisher zu viel Zeit damit verbracht, die Einhaltung der staatlichen Vorschriften zur Kreditlenkung durch die Banken sicherzustellen, und zu wenig Zeit auf die Pruifung der Qualitat der Kreditforderungen und der Angemessenheit des Eigenkapitals der Banken verwendet. Geschaftsbanken durften noch fur geraume Zeit die dominierenden Institute im Finanzsystem der meisten Entwicklungslander bleiben. Die Wirtschaftlichkeit der Banken kann durch eine Verbesserung ihrer Managementsysteme und eine Intensivierung des Wettbewerbs gesteigert werden. Ein leistungsfahigeres Management erfordert eine Neuorientie- rung des Kreditgeschafts, bessere Verfahren zur Einholung von Kredit- forderungen, hoher entwickelte Informationssysteme, neue Organisa- tionsstrukturen und besser ausgebildetes und motiviertes Personal. Das Auftreten neuer - inlandischer oder auslandischer - Banken am Markt kann den Wettbewerb anregen. Die LUnder miussen auf3erdem andere Finanzinstitute schaffen, deren Dienstleistungen mit denen der Geschaftsbanken konkurrieren und diese erganzen. Die Kapitalsammelstellen im Nichtbankensektor, wie die Institute der Entwicklungsfinanzierung, Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen, konnen wichtige Quellen von langfristigen Mitteln sein. Die meisten Entwicklungs-Finanzierungsinstitute sind jedoch insolvent. Wenn anstelle ihrer SchlieBung oder Fusion mit Geschaftsbanken ihre Umstrukturierung vorgesehen ist, sind ihre kfinftige Aufgabe und ihre Leistungsfahigkeit zu fiberdenken. Jede Diversifikation sollte auf den Erfahrungen ihrer Mitarbeiter und den bestehenden Kundenbeziehungen aufbauen. In dem Umfang, wie ein gr6f3erer Prozentsatz der Bevolkerung eines Landes Vorsorge ffir den Ruhestand treffen kann, und dazu auch bereit ist, werden die Einrichtungen des Vertragssparens an Bedeutung gewinnen. Wenn Pensionskassen und Versicherungen die Moglichkeit erhalten, andere Finanzanlagen als nur niedrig verzinsliche Staatsanlei- hen zu erwerben, kann dies zu einer beachtlichen Steigerung des Angebots langfristiger Finanzierungen fur den privaten Sektor fuhren. Viele Entwicklungslander haben von der Einrichtung von Geld- und Kapitalmarkten profitiert, auch wenn die letzteren oft bescheiden blieben. Geldmarkte k6nnen eine flexible Moglichkeit der Liquiditats- steuerung bieten, treten mit dem Bankensystem in Wettbewerb, dienen als Bezugspunkt fur marktorientierte Zinssatze und konnten fur den Einsatz der Geldpolitik genutzt werden. Kapitalmarkte konnen eine Quelle langfristiger Mittel sein - von Fremdkapital ebenso wie von Eigenkapital - und zu einer solideren Kapitalstruktur der Unternehmen beitragen. In den meisten Entwicklungslandern gibt es traditionell einen infor- mellen Finanzsektor, der die Kleinkunden - Haushalte, Kleinbauern und Kleinbetriebe - mit finanziellen Dienstleistungen versorgt. Zwar sind Verwandte und Freunde ublicherweise die wichtigste Kreditquelle, doch stellen die Pfandleiher fur Personen mit marktgangigen Sicherheiten sowie die Geldverleiher fur die sonstige Kundschaft ein betrachtliches Kreditvolumen zur Verfiigung. Handler finanzieren ihre Kunden, und Einkaufsagenten strecken ihren Lieferanten Gelder vor. Spar- und Kreditvereine sind in den Entwicklungslandern allgemein verbreitet. Die staatlich verordnete Kreditgewahrung an Kleinschuldner war fur die Finanzinstitute haufig eine Belastung. Da solche Kreditnehmer keine regulare Buchhaltung fiuhren, fallt es den Kreditgebern des formellen Sektors schwer, das Kreditrisiko abzuschatzen. Daruberhinaus kann die Eintreibung seitens der formellen Kreditgeber auf Schwierigkeiten sto- Ben, wenn der Schuldner einer Gruppe angehort, die von der Regierung protegiert wird. Der informelle Sektor dagegen ist in der Lage, diese Kreditnehmer zu bedienen, auch wenn die informelle Kreditversorgung gravierende Schwachen hat. Die Kreditbetrage sind gering, das Dienst- leistungsangebot ist schmal, die Markte sind fragmentarisch und die Zinssatze manchmal wucherisch. Gleichwohl helfen diese Kreditgeber einer Kundschaft, deren Bedienung von den formellen Finanzinstituten oft als zu aufwendig oder zu riskant angesehen wird. Manche Lander erkannten dies und haben Programme geschaffen, um eine engere Verbindung zwischen den informellen und den formellen Markten herzustellen. Die erfolgreichsten formellen Programme fur den Kleinkun- denbereich nutzen die gewachsenen Systeme, statt sie zu verdrangen, dienen ebenso der Geldanlage wie der Kreditgewahrung und berechnen kostendeckende Preise. Beim Aufbau eines Finanzsystems, das hoheren Anspriuchen gerecht wird, konnen die Entwicklungslander auf die Erfahrungen der Lander mit hohem Einkommen hinsichtlich der Gestaltung finanzieller Instrumente und Institutionen zuruckgreifen. Manche Erfahrungen raten zur Vor- sicht. Eine Erkenntnis ist, daB auch Finanzmarkte, auf denen Wettbewerb herrscht, ungeachtet ihrer Effizienz in der Aufbringung und Verteilung von Mitteln und der Risikosteuerung, Fehler machen konnen - siehe die exzessive Kreditgewahrung von Geschaftsbanken an Entwicklungslander wahrend der siebziger Jahre oder die gegenwartige Krise der Sparkassen in den Vereinigten Staaten. Eine weitere Erkenntnis ist, daB marktorien- tierte Finanzsysteme instabil und fur Betrugereien anfallig sein konnen. Dies unterstreicht die Wichtigkeit einer angemessenen Regulierung und Beaufsichtigung. Angesichts der raschen Entwicklung des Finanzwesens miissen die Aufsichtsbehorden sich standig darum bemuhen, zwischen der Forderung von Wettbewerb und Wachstum einerseits und der Ausiubung ihrer Kontrollfunktion zur Abwehr von Betrug und Instabi- litat andererseits die richtige Balance zu finden. Viele Entwicklungslander haben wahrend des letzten Jahrzehnts Schritte zur Liberalisierung ihrer Finanzmarkte unternommen. In etwa einem Dutzend Lander wurden die Zinssatze vollstandig freigegeben, eine weit groBere Zahl von Landern steuert die Zinssatze flexibler als fruher. Viele Lander haben ihre Sonderkreditprogramme gekurzt, wenn- gleich nur wenige sie ganz abgeschafft haben. Zur Forderung des Wettbewerbs zwischen den Finanzinstituten wurden Inlandsmarkte fur auslandische Banken geoffnet sowie neugegriindete Banken und Kapital- sammelstellen des Nichtbankensektors zugelassen. Verschiedene plan- wirtschaftlich orientierte Lander beabsichtigen, durch eine grundlegende Umstrukturierung ihrer Bankensysteme den Wettbewerb anzuregen. In einigen Landern erfolgte eine recht weitgehende Liberalisierung der Finanzmarkte. So fiuhrten Argentinien, Chile und Uruguay Mitte der siebziger Jahre umfassende Reformen durch, in deren Rahmen die Zinsreglementierung, die Kreditlenkung und die Devisenkontrollen abgeschafft wurden. Verschiedene asiatischer LUnder haben sich eben- falls in Richtung der Deregulierung bewegt, doch ihre Reformen erfolgten schrittweise und waren weniger umfassend. Die finanzielle Liberalisie- rung erwies sich manchmal als schwierig. In den Landern der Siidspitze Lateinamerikas - Argentinien, Chile, Uruguay - endete die Liberali- sierung in einer Krise: Die argentinische Regierung muBte die Kontrollen wieder einfiihren, und alle drei Regierungen hatten mit weitverbreiteten Bankzusammenbriuchen fertig zu werden. In der Tiurkei muB3te die Regierung wieder zur Zinsreglementierung greifen, als die realen Zins- satze zu sehr stiegen. In Asien dagegen, wo die gesamtwirtschaftliche Lage stabiler war und die Reformen mehr schrittweise durchgefiihrt wurden, ergaben sich keine Situationen, welche die Wiedereinfiuhrung von Kontrollen erfordert hatten. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit laB3t sich der Schluf3 ziehen, daB es auf eine sorgfaltige zeitliche Staffelung der LiberalisierungsmaB- nahmen ankommt, um destabilisierende Kapitalbewegungen, hohe Zins- satze und Krisen von Unternehmen und Finanzinstituten zu vermeiden. Zwar sind Verallgemeinerungen riskant, doch scheint der Abbau des Staatsdefizits und die Herstellung stabiler gesamtwirtschaftlicher Rah- menbedingungen eine vorrangige Aufgabe zu sein. Danach sollte der Staat seine Sonderkreditprogramme einschranken und das Niveau und die Struktur der Zinssatze an die Marktbedingungen im In- und Ausland anpassen. Die Liberalisierung der Finanzmarkte kann nur dann erfolg- reich sein, wenn sie von einer Umstrukturierung insolventer Banken und Unternehmen begleitet wird. Gleich zu Beginn der Reform sollte sich die Regierung auch um eine Starkung der Grundlagen des Finanzwesens bemahen, also des Rechnungs- und Rechtswesens, der Verfahren zur Durchsetzung von Vertragen, der Publizitatsvorschrif ten und der Regu- lierung und Beaufsichtigung der Finanzinstitute. MaB3nahmen zur Stei- gerung der Effizienz des realwirtschaftlichen Bereichs - d. h. eine liberalere Handels- und Industriepolitik - sollten ebenfalls in einem fruhen Stadium erfolgen. Die nachste Phase der Finanzmarktreform sollte auf die Entwicklung einer gr6B3eren Vielfalt von Markten und Institutionen sowie die Forderung des Wettbewerbs abstellen. Fur die Einlagen- und Kreditzins- satze sollten erweiterte Spannen eingefuhrt werden. Was das Verhaltnis zu den Auslandsmarkten betrifft, so ware zur Steigerung des Wettbe- werbs und der Effizienz auslandischen Instituten der Zugang zum inlandischen Finanzmarkt zu ermoglichen - eventuell unter gewissen Beschrankungen, solange die heimischen Institute noch nicht voll wettbewerbsfahig sind. Die Aufrechterhaltung von Kapitalverkehrskon- trollen durfte vermutlich solange notwendig sein, bis solche Reformen voll in Gang gekommen sind. Ist auf dem Weg der Reform ein gutes Stuck zuruckgelegt worden, kann die Regierung zur Endphase iibergehen: zur vollstandigen Freigabe der Zinssatze, der Beseitigung der restlichen Sonderkreditprogramme, der Lockerung der Kapitalverkehrskontrollen und der Gewahrung der Niederlassungsfreiheit fur auslandische Institu- te. WELTENTWICKLUNGSBERICHT 1989 Bestellungen nehmen die unten genannten Vertriebsstellen entgegen, solange der Vorrat reicht. Umseitig finden Sie ein Bestellformular. Bundesrepublik Deutschland Osterreich Verlag Fritz Knapp Gerold & Co. Postfach 111151 Graben 31 D-6000 Frankfurt am Main 1 A-1011 Wien UNO-Verlag Polen Poppelsdorfer Allee 55 ORPAN D-5300 Bonn 1 Palac Kultury i Nauki 00-901 Warszawa Frankreich World Bank Publications Schweiz 66, avenue d'Iena Librairie Payot F-75116 Paris 6 Rue Grenus Case postal 381 CH-1211 Geneve 11 Der Weltentwicklungsbericht 1989 wird als Paperback in Arabisch, Chine- sisch, Deutsch, Englisch, Franz6sisch, Japanisch, Portugiesisch und Spanisch herausgegeben; die englische Ausgabe ist auch gebunden verfugbar. Die nichtdeutschen Ausgaben konnen bei den nachfolgend aufgefiuhrten Ver- lagen bestellt werden. Veroffentlichungstermine und Preise sind von Land zu Land unterschiedlich; naheres hierzu erfahren Sie von den Verlagen. Al Ahram, Al Galaa Street, Kairo, Agypten. China Financial & Economic Publishing House, 8, Da Fo Si Dong Jie, Beijing, China. Oxford University Press in Australien, Grol3britannien, Hongkong, Indien, Japan, Kanada, Kenia, Malaysia, Neuseeland, Nigeria, Pakistan, Singapur, Sudafrika, Taiwan (China), Tansania, Thailand und den Vereinigten Staaten. Editions Economica, 49, rue Hericart, 75015 Paris, Frank- reich. Eastern Book Service, 37-3 Hongo, 3-Chome, Bunkyo-ku 113, Tokio, Japan. Fundacao Getulio Vargas, Caixa Postal 9052, Rio de Janeiro - RJ, Brasilien. Editorial Tecnos, Josefa Valcarcel 27, 28027 Madrid, Spanien. it-St i I m1umLi il Zu richten an: oder an: Verlag Fritz Knapp UNO-Verlag Postfach 111151 Poppelsdorfer Allee 55 D-6000 Frankfurt am Main 1 D-5300 Bonn 1 Bitte senden Sie mir . Exemplare des Weltentwicklungsberichts 1989 zum Preis von DM 32,- Bitte senden Sie mir . Exemplare des Weltentwicklungsberichts 1989 einschlieBflich Atlas 1989 zum Preis von DM 45,- Schicken Sie Ihre Rechnung an: Name Firma Straf3e _ Postleitzahl, Stadt Datum Unterschrift Zu senden an (soweit abweichend von oben) Name _ Firma StraBe _ Postleitzahl, Stadt _ auf Diskette zum Einsatz auf PC Die Ausgabe in Disketteform kann dazu verwendet werden, die Daten von 32 Tabellen fur 120 Lander umzugruppieren, neue Untergruppen zu bilden und die Daten in eine neue Datenbasis einzulesen. Die Diskette enthalt auBerdem Grunddaten fur 65 weitere Under und Gebiete. Es handelt sich um zweiseitige 5V4-Zoll-Disketten mit doppelter Schreibdichte zum Einsatz auf PC mit MS-DOS Release 2.0 oder hoher, die in zwei Formaten verfugbar sind: .WKS zur Anwendung mit Lotus 1-2-3 (Release la oder h6her) oder .PRN fur Software, die zum Ablesen einer Tabellendatei nicht geeignet ist. Eine umfassende Gebrauchsanleitung und ein Freiexemplar der englischen Ausgabe des Weltentwicklungsberichts 1989 werden mitgeliefert. Bestellnr. IB1126 (.WKS) / IBl127 (.PRN) / $95 Andere Neuerscheinungen und Titel ahnlicher Thematik S Vodd P h)ct Tableab ', AI I. i, 18-' S L) Band l: Analyse und zusammenfassende Tabellen; Band 11: Undertabellen; Band III: Undertabellen, 1970 bis 1979 Band I Bestellnr. BK 1149 / $16,95 Band I bis III inkl. regelmaBiger Nachlieferungen Bestellnr. BK 1150/ $125 ()il WVinldfall., Blessing or Curse? Alan Gelb und Mitarbeiter 368 Seiten / Bestellnr. OX520774/ $32,95 Ihe Theory of J axation for Developing (ountries David Newbery und Nicholas Stern, Herausgeber 712 Seiten / Bestellnr. OX520541/ $32,95 Aspects of l)evelopment l3ank Management William Diamond und V. S. Raghavan, Herausgeber 311 Seiten/Bestellnr. JH2572/$14,95 Rural Financial Markets in Developing Countries Their Use and Abuse J. D. Von Pischke, Dale W Adams und Gordon Donald, Herausgeber 430 Seiten/Bestellnr. JH3074/$38,95 Zu beziehen uber: World Bank Publications, 66, avenue d'lena, F-75116 Paris, Frankreich. Hauptverwaltung Europiiisches Biuro Biuro Tokio 1818 H Street, N.W. 66, avenue d'16na Kokusai Building Washington D.C. 20433, USA 75116 Paris, Frankreich 1-1, Marunouchi 3-chome Telefon: (202) 477-1234 Telefon: (1) 40.69.30.00 Chiyoda-ku, Tokyo 100, Japan Telefax: (202) 477-6391 Telefax: (1) 47.20.19.66 Telefon: (03) 214-5001 Telex: WUI 64145 WORLDBANK Telex: 842-620628 Telefax: (3) 214-3657 RCA 248423 WORLDBK Telex: 781-26838 Telegrammadresse: INTBAFRAD WASHINGTONDC